Der Mensch muss wieder die
Welt entdecken ...

7. September 2011
Billy

Gar viele haben oft Zeiten, da sie den Wunsch hegen, die Welt wieder in der Weise zu entdecken, wie sie diese in ihrer Kindheit entdeckt hatten. Viele wünschen sich, die Natur wieder einmal mit allen Sinnen aufzunehmen und sich auch in ihren Träumen darin zu ergehen. Oft ist ihre Sehnsucht danach sehr gross, doch wissen sie nur noch sehr vage oder überhaupt nicht mehr, wie sie es anstellen sollen, um die Welt und die Wunder der Natur wieder bewusst und umfänglich wahrzunehmen. Durch all ihre Jahre ihres Erwachsenwerdens und Erwachsenseins haben sie es schlichtwegs einfach verlernt. Aber wahrheitlich ist es so leicht, die Welt und ihre Natur wieder zu entdecken, denn es muss nur der Augenblick genommen werden, um sich hinzusetzen oder sich auf dem Boden, im Gras, im Heu oder im von den Bäumen niedergefallenen Laub hinzustrecken, um in den Himmel zu träumen, wo der Wind sein Spiel mit den Wolken treibt. Dabei können die dahintreibenden Wolken mit vielerlei Wünschen vollgeladen werden, die mit ihnen durch die weiten Räume über die Erde dahinschiffen.

Und so manche Gedanken, Gefühle und Wünsche verlieren sich im lauen Wind. Dabei kann nicht mehr festgestellt werden, ob sie wirklich diesen entsprechen, ob sie Wahrheit oder nur Träume sind. Und tatsächlich ergeben sich so auf der Erde liegend und in den Himmel träumend viele und neue Perspektiven. So auf dem Boden sitzend oder liegend ist es ganz anders, als wenn der Mensch steht, dahingeht und die Welt unter seinen Füssen hat. Der Boden, auf dem er steht oder den er mit seinem Dahinschreiten ausmisst, ist in der Regel nicht mehr als ein Hinwegschreiten über alles, ohne wahrzunehmen, was sich unter seinen Füssen als Kleingetier bewegt und was sich rund um ihn her tut. Sitzt oder liegt der Mensch jedoch auf dem Boden, im Gras, im Heu oder im Laub und träumt er in den Himmel empor, dann ist plötzlich alles ganz anders, und es scheint, als ob ihn die Erde in sich aufnimmt und ihn an ihrem Busen nährt. Der ganze Rhythmus des Lebens wird plötzlich verändert, der Rhythmus des Herzens und der Gedanken, und die Gefühle werden weit und warm. Der Mensch beginnt in sich selbst und zusammen mit der Natur zu leben, und alles Schlechte und Schwere schwindet dahin, während die Bewegungen und Gebärden, die der Mensch nunmehr macht, eins werden mit den Bewegungen der ihn umgebenden und ihn in sich einschliessenden Natur. Rundum atmet und wacht die Erde, und der Mensch nimmt es wahr und entdeckt alles wieder neu, was er bis anhin vergessen und missachtet hat.
Alles muss mit den Augen neu gesehen, mit allen Sinnen aufgenommen, neu entdeckt und neu verstanden werden. Und das gilt für jeden Menschen, der nicht mehr weiss, wie das Leben wirklich spielt, wie die Welt und ihre Natur arbeiten und wie sich darin das myriadenfache Leben gestaltet und bewegt. Doch die Welt und ihre Natur sind voller endloser Geduld und lassen den Menschen alles neu entdecken, wenn er es nur entdecken will, und zwar ganz gleich, ob er dahingeht oder ob er am Boden sitzt oder liegt. Öffnet er sich auf dem Land einhergehend, auf dem Boden sitzend oder liegend der Natur, dann riecht er plötzlich geradezu den Duft der Erde, der Blumen und Pflanzen, der Insekten und vielleicht gar von Tieren, oder den würzigen Geruch von Tannen, Fichten und Föhren, von Gras und Heu. Doch wahrlich ist es für sehr viele Menschen urlange Zeit her, dass sie solches bewusst erfahren und erlebt haben – wenn überhaupt –, und für sehr viele war es nie oder ist es nicht mehr nachvollziehbar, wie Gras oder Heu oder das Harz von Fichten und Föhren duftet. Und sehr viele wissen nicht oder wissen nicht mehr, wie bestimmte Lebewesen aussehen, und viele vergessen alles, was sie nicht selbst gemacht haben. Geht der Mensch aber mit offenen Augen und Sinnen einher, sitzt oder liegt er auf dem Boden, im Gras, Heu oder Laub, dann wird ihm plötzlich alles zum Greifen sehr nah. Er sieht plötzlich die Welt mit offenen Augen, die Wolken, die Berge, die Bäume, Käfer und viel anderes Getier, das durch das Gras oder durch das Heu oder Laub krabbelt. Und plötzlich weiss der Mensch, dass er im Leben sehr viel versäumt hat und dass er das Versäumte niemals mehr nachholen kann, weil es vorbei und nicht wieder rückholbar ist. Aber während er dasitzt oder im Gras, Heu oder Laub liegt, kann er über alles nachdenken und erkennen, dass für ihn die Welt ein offenes Buch ist, wenn er sie nur bewusst neu entdeckt. Und das kann für ihn wahres Glück bedeuten.
SSSC, 20. April 2010, 00.47 h, Billy

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