Den Tod nicht verdrängen
Wenn sich ein Mensch verstandes- und vernunftlos keine Gedanken und Gefühle über den Tod macht, so sollte er doch mindestens soviel akzeptieren und verstehen, dass dieser ein unumgänglicher Teil des Lebens ist; jeder muss ihm früher oder später unausweichlich gegenübertreten und sich ihm fügen. Jeder sollte sich daher zumindest soweit bemühen, den Tod als etwas ganz Normales zu verstehen und sich mit ihm wenigstens derart zu befassen, dass er nicht als etwas Böses und Negatives verstanden wird. Auch wenn sehr viele Menschen vorsätzlich oder in falscher Scheu vermeiden, sich über den Tod Gedanken und Gefühle zu machen, so können sie ihm trotzdem nicht entrinnen. So oder so wird jeder Mensch jedoch mit dem Tod konfrontiert, und jeder hat zwei Möglichkeiten, sich ihm gegenüber zu verhalten, und zwar ganz gleich, ob er sich daraus ein Problem macht oder nicht. Die eine Möglichkeit ist die, einfach nicht daran zu denken und alles aus dem Bewusstsein und aus den Gedanken und Gefühlen in bezug darauf zu verdrängen, dass das Unvermeidliche doch früher oder später eintreffen wird. Das mag vielleicht beim einen und andern das Bewusstsein sowie die Gedanken- und Gefühlswelt beruhigen, doch weil dies keine verlässliche Alternative ist, bleibt das Problem und die Scheu sowie die Angst vor dem Tod fortbestehen, weil sich auch jeder, der sich nicht mit ihm befassen will, sich ihm in seiner letzten Stunde und Minute unausweichlich stellen muss. Die andere und gute Möglichkeit besteht darin, sich zeitlebens immer wieder mit dem Tod auseinanderzusetzen, und zwar am besten schon von früher Jugend an, denn je früher ein gedanklich-gefühlsmässiges Befassen mit ihm erfolgt, desto klarer, verständlicher, angstloser, widerspruchloser und annehmbarer wird er, wenn seine Zeit herankommt. Und Tatsache ist, je mehr sich der Mensch damit auseinandersetzt, desto mehr löst sich das Problem auf, das sich der Mensch normalerweise darum macht, denn letztendlich entsteht aus diesem eine Unproblematik, wenn die Gewissheit um die Notwendigkeit entsteht, dass durch den Tod ein neues Leben hervorgehen kann.