Was ist die wahre
Selbstliebe, und was ist die
schädliche narzisstische
Eigenliebe?
Eigenliebe
Nokodemion lehrte schon zu uralter Zeit durch die Geisteslehre, dass die Eigenliebe völlig anders geartet ist als die Selbstliebe, denn die Eigenliebeform gehört zum Narzissmus, zum stark ausgeprägten Egoismus und zur Überheblichkeit usw., wobei das Ganze einer Persönlichkeitsstörung entspricht. Allein in diesem Sinn ist Eigenliebe zu verstehen, und zwar besonders, wenn sie ausgeprägt und negativ ist, denn dann ist sie, wie erklärt, ein Ausbund von narzisstischer Selbstsucht und Überheblichkeit. Leider wird das in der Psychologie und in der Theologie grundsätzlich falsch verstanden und daher die Eigenliebe fälschlich mit der Selbstliebe gleichgesetzt. Eigenliebe jedoch ist eine Ausartung in der Weise, dass sich der Mensch selbst dermassen in einer narzisstisch-egoistischen Weise liebt, dass er aus seinem Körper sowie aus seinem Wesen und aus all seinen Handlungen und Verhaltensweisen usw. einen Tempel brüllender Ichsucht macht. Entsprechend der Sichtweise in bezug auf die Eigenliebe verhält sich der eingefleischte Sich-eigen-Liebende völlig egozentrisch und wichtigtuerisch, weil er sich eben selbst als Individuum liebt und sich demgemäss als In-sich-eigen-Verliebter verhält. In dieser Weise ist er als ausgeprägter Eigensüchtiger absolut unfähig, andere Menschen zu lieben oder ihnen auch nur einen Anflug von einer liebegleichen Regung entgegenzubringen. Der Sich-eigen-Liebende ist beziehungsmässig einzig und allein auf sein Eigen visiert. Eigenliebe bedeutet für den Menschen, dass er sich in den Mittelpunkt von allem stellt, wobei er sich in seiner krassen Eigenverliebtheit infolge fehlenden Einfühlungsvermögens für die Mitmenschen und alles Existente nur um sich selbst kümmert, folglich er die andern vernachlässigt.
Die Geisteslehre lehrt, dass Eigenliebe auf einem mangelnden oder instabilen Selbstwertgefühl sowie auf diversen anderen Faktoren basiert, wobei sie ursprungsmässig auf einer falschen Säugling-Elternteil-Beziehung beruht in der Weise, dass dem Kind nicht genügend Bestätigung und Einfühlungsvermögen entgegengebracht wurde. Eine ausgeprägte Eigenliebe, auch Ichliebe genannt, weil sie auf einer Ichsucht beruht, bedeutet, dass der Mensch vorwiegend sich eigen zugewandt ist, ein eher passives Liebesbedürfnis hat und andere Menschen nur , um geliebt zu werden. Eine Beziehung mit einem Sich-eigen-Liebenden ist geprägt von seinem Geben und Nehmen, wobei es diesbezüglich kein Gleichgewicht mit abwechselndem Geben und Nehmen gibt. Ein Mensch, der der Eigenliebe verfallen ist, ist kaum oder resp. überhaupt nicht der Empathie fähig, folglich er also auch kein Mitgefühl für andere aufbringen kann. Ist der Mensch in Eigenliebe gefangen, dann hat er fast oder überhaupt kein Selbstwertgefühl, folglich er ständig auf Bestätigungen von aussen angewiesen ist. Bleiben diese aus, dann entstehen für ihn erhebliche Probleme. Was dabei auch in Erscheinung tritt ist die Tatsache, dass der – zumindest sich sehr negativ verhaltende – Sich-eigen-Liebende dazu neigt, die Mitmenschen abzuwerten, um das eigene Ego aufzuwerten.
In geisteslehrmässig pathologischer Form gesehen, entspricht die Eigenliebe ebenso einer Persönlichkeitsstörung wie auch der Narzissmus, weshalb dieser auch im Zusammenhang mit der Eigenliebe und dem Egoismus usw. genannt wird. Eigenliebe zeigt in der Regel grossartige Gedanken und Gefühle der eigenen Wichtigkeit des Menschen, und die Gedanken-Gefühlswelt ergeht sich auch in grandiosen Phantasien über grenzenlosen Erfolg und Macht, und zwar bis hin zum falschen Glauben an die eigene Besonderheit. Dabei tritt auch das Verlangen nach einer übermässigen Bewunderung durch die Mitmenschen auf, wie aber auch ein übertriebenes Anspruchsdenken. Auch krasse ausbeuterische Beziehungen gehören dabei zur Tagesordnung, wie auch Arroganz und Neid. Dazu kommen sehr labile Selbstwertgedanken und dementsprechende Gefühle. Nicht selten treten dabei auch eine innere Leere und die Unfähigkeit der Freudeempfindung in Erscheinung. Es tritt aber beim Menschen mit einer ausgeprägten Eigenliebe auch zutage, dass er mit einer erhöhten Kränkbarkeit, Verletzbarkeit und einer oft überbordenden egozentrischen Einstellung einhergeht, die zudem auch durch eine Arroganz, Beziehungslosigkeit und mit Egoismus anderen Menschen gegenüber sehr stark geprägt ist.