Einfach zuhören ...

27. Juli 2011
Billy

Sehr viele Menschen vereinsamen allein dadurch, weil sie niemanden haben, der ihnen zuhört, wenn sie über das ihre Sorgen und Probleme und über das Leben und die Welt reden wollen. Und gar viele sind es, die das Bedürfnis haben, sich anderen mitzuteilen, ohne eine Antwort oder eine Ratgebung zu erwarten. Sehr viele Menschen sind es, die einfach jemanden suchen, der ihnen einfach zuhört und nicht gleich alles besser wissen will und ihnen nicht mit plumper Besserwisserei auf die Nerven geht. Sie suchen einfach jemanden, der nur stumm dasitzt und nichts anderes tut als zuhören, oder der nur dann spricht, wenn er darum gebeten wird. Das aber ist nicht erstaunlich, wenn bedacht wird, dass vielen einfach sehr daran liegt, aus dem Hexenkessel ihrer Gedanken hinauszugelangen, was sie einfach nur dadurch tun können, dass sie mit jemandem reden können. Sie wollen nur reden und ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen, um sich dadurch von all dem zu erleichtern, was sich in ihren Gedanken und Gefühlen angestaut hat und das Bedürfnis hervorruft, sich davon zu erleichtern, eben dadurch, dass sie mit anderen reden können, die ihnen einfach zuhören. Und tatsächlich ist es so, dass sie nicht nach Diskussionen und nicht nach Lösungen und Ratgebungen suchen, sondern einfach einen verständigen Mitmenschen, der sich einige Minuten Zeit nimmt, sich ihnen zuzuwenden und ihnen zuzuhören.

Es muss nicht so sein, dass Geistliche die Zuhörer sind, die das Zuhören nur aus religiösen und sektiererischen Gründen und in der Erwartung eines Scherfleins oder einer Erbschaft betreiben. Und es muss auch nicht sein, dass in privater oder organisierter Weise oder in rein berufsmässiger Weise ein Zuhören ausgeübt und dafür noch ein Entgelt genommen wird. Ein Zuhören muss und darf einzig und allein in Nächstenliebe erfolgen, in Liebe zum Mitmenschen und in Freude. Freude daran, dass einem Mitmenschen zugehört, ihm damit geholfen und eine Vereinsamung verhindert werden kann. Und auch wenn der Mensch der heutigen Zeit in voller Hektik lebt und nur gierig dem Mammon nachjagt, so findet er doch immer genug Gelegenheit und Zeit zum Zuhören. Es mag dabei auch sein, dass jemandem Mut gemacht wird, der in Verlegenheit verfällt, zaudert und nicht weiss, wie, wo und womit er beginnen soll mit seinem Reden. Und wenn er den Weg zum Reden findet, dann gehört auch dazu, dass nicht nur auf seine Worte geachtet werden, sondern auch darauf, was sich sehr oft genug hinter ihnen verbirgt. Diese verborgenen Dinge sind sehr oft Angst und Furcht, Unruhe, Ärger, Einsamkeit, Kummer und Sorgen wie aber auch Hass und Rache- sowie Vergeltungsgedanken und gleichgerichtete Gefühle, wie aber auch rein private, berufliche, gesetzliche oder gesellschaftliche Schwierigkeiten usw.

Als Zuhörer muss gelernt werden die Ungeduld zu überwinden, weshalb besonders oft ältere Menschen die besten Zuhörer sind, weil sie über die Ungeduld hinausgewachsen sind und sie überwunden haben. Auch haben viele ältere Menschen auf der Länge ihres Lebensweges aus der unerschöpflichen Fülle der negativen und positiven sowie der guten und bösen Lebenserfahrungen sehr viel in bezug auf das Menschsein gelernt. Sie haben Liebe, Freude, Frieden, Freiheit, Harmonie und Ausgeglichenheit gewonnen, so viele jüngere und ältere Menschen zu ihnen kommen, ihnen ihr Vertrauen schenken und darüber reden, was sie belastet, wonach sie zuversichtlich wieder fortgehen – weil ihnen einfach stumm zugehört worden ist.
SSSC, 20. Juli 2011, 22.15 h, Billy

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